Hans Niemann Kontroverse geht in die nächste Runde

Hans Niemann Kontroverse geht in die nächste Runde

Chess Tigers mit vollem Programm Du liest Hans Niemann Kontroverse geht in die nächste Runde 3 Minuten Weiter Keymer besiegt Niemann, unterliegt Caruana

Ende August machte die Nachricht die Runde, dass der Streit zwischen chess.com/Magnus Carlsen und Hans Niemann beigelegt ist. Doch das Thema scheint in die nächste Runde zu gehen.

Im September 2022 hatte Niemann in der dritten Runde eines wichtigen Rundenturniers in St.Louis gegen Magnus Carlsen in einer klassischen Partie gewonnen. Carlsen stieg anschließend aus dem Turnier aus und deutete sehr eindeutig an, dass er glaube Niemann sei ein Betrüger. Anschließend sperrte chess.com den 19-Jährigen US-Amerikaner. Die Story schaffte es in die Schlagzeilen aller großen Nachrichtenseiten weltweit.
Niemann stellt einen direkt Zusammenhang zwischen der Sperrung bei chess.com und der gerade vereinbarten Übernahme der Play Magnus Group durch chess.com her. Nieman verklagte Magnus Carlsen, chess.com und Hikaru Nakamura, der sich Niemann sehr kritisch gegenüber in seinen Streams äußerte, auf jeweils 100 Millionen Euro wegen Verleumdung.

All das wollten die Parteien hinter sich lassen. In einer Vereinbarung wurde Folgendes geregelt: Niemann darf wieder bei chess.com antreten und verzichtet auf seine Klagen. Carlsen und chess.com gestehen ein, dass Niemann nie in einer klassischen betrogen hat.

Bis an dieser Stelle wäre die Geschichte keine News auf dieser Seite wert. Doch Vladimir Kramnik ließ das Thema wieder hochkochen. Als Niemann ihn in einer Onlinepartie schlug, wollte sich Kramnik in der anschließenden Partie nach 2 Zügen Matt setzen lassen. Statt Matt zu setzen gab Niemann auf!

Nun ging die Geschichte in die Verlängerung. Denn Niemann trat mit seinem Anwalt in der Show des bekannten britischen News-Anchors Piers Morgan „uncensored“ auf. Morgan selbst wurde wegen umstrittener Äußerungen über Meghan Markle von seinem Job bei „good morning Britain“ entlassen und hat nun seine eigene sehr erfolgreiche Show, in der er Woche für Woche kontroverse Themen behandelt.

Warum Niemann gerade jetzt diesen Auftritt wählte ist unklar. Er tat sich dabei definitiv keinen Gefallen. Auch die Anwesenheit seines Anwalts schien nicht wirklich mit einem PR-Experten abgesprochen gewesen zu sein. Direkt nach den Anschuldigungen hatte er noch sehr überzeugend und spontan auf die Vorwürfe reagiert. Nun fühlte es sich mehr wie eine schlechte Gerichts-Show an.

Inhaltlich brachte die Sendung nicht viel Neues. Es wurde das wiederholt, was in der Schachszene schon seit einem Jahr allen bekannt ist.

Niemanns Auftritt in der Morgan-Show zeigt jedoch was für einen Stellenwert Schach inzwischen hat. Konflikte werden öffentlich ausgetragen, selbst Tesla und X-Chef Elon Musk gab seine Meinung zum gesamten Konflikt kund.

Wie sollte die Schachszene mit dieser neuen Aufmerksamkeit umgehen? Schach ist finanziell stärker aufgestellt als die letzten Jahrzehnte. Das Damengambit auf Netflix, die Corona-Zeit und der unglaubliche Erfolg von chess.com treiben tagtäglich Millionen vor den Bildschirm um eine Schachpartie zu spielen. Mit mehr Geld und Aufmerksamkeit, kommt aber auch das Interesse an Skandalen und Streitigkeiten. Diese hat die Schachszene bisher unter sich selbst geregelt. Damit ist nun allen Anschein nach Schluss.

Medientraining und professionelleres Auftreten der Spitzenspieler wird in Zukunft sein müssen. Die Zeit des Nischensports ohne Aufmerksamkeit ist vorbei und das ist eine tolle Nachricht!

Das Interview in voller Länge findet ihr hier

Foto: Lennart Ootes